Arthroskopie des Handgelenks

Wie z.B. am Kniegelenk so hat sich auch am Handgelenk die Arthroskopie als gutes Verfahren etabliert, um das Gelenkinnere über kleine Hautinzisionen zu beurteilen. Mit nur ca. 2 mm dicken Optiken kann man das gesamte Handgelenk inspizieren und auch verschiedene Operationen durchführen.

Die beiden Unterarmknochen Speiche und Elle bilden zusammen mit den 8 Handwurzelknochen das Handgelenk. Mit der feinen Optik lässt sich auch das sogenannte Mediocarpal-Gelenk zwischen den beiden Handwurzelreihen betrachten.
Die gelb markierten Bereiche entsprechen den Knorpel-Oberflächen der bei der Handgelenk-Arthroskopie gut erreichbaren Areale. Mit einem feinen Tasthaken lässt sich die Qualität des Knorpel-Überzugs, die Stabilität der Bänder und auch der Discus beurteilen.
Wann sollte eine Arthroskopie des Handgelenkes durchgeführt werden?

Das arthroskopische Bild zeigt in
diesem Fall noch völlig intakte,
weiß erscheinende
Knorpelflächen.

Es gibt mehrere Gründe für diese Operation…
Nach einem Sturz auf das Handgelenk kann der Discus einreißen und ellenseitige Beschwerden verursachen, die nach entsprechender Ruhigstellung und Gabe von Schmerzmedikamenten sich nicht zurückbilden (sog. Ruptur des Discus ulnocarpalis). Auch kann nach einer entsprechenden Verletzung (Sturz oder starke Verdrehung des Handgelenkes) der Verdacht auf eine Bandverletzung bestehen. Diese lässt sich häufig erst mit einer Arthroskopie feststellen. Die schwerwiegenste Bandverletzung im Bereich der Handwurzel ist die SL-Bandverletzung zwischen Kahnbein und Mondbein.

Auch chronische Beschwerden am Handgelenk können mit einer Arthroskopie abgeklärt werden, wenn andere Maßnahmen ( Röntgen, Ultraschall, Blutuntersuchungen, Kernspintomographie ) nicht zu keiner klaren Diagnose geführt haben. Zudem kann die Arthroskopie ein wichtiges Diagnostikum zur Beurteilung der Gelenkflächen und der Planung von Teilversteifungen oder Rekonstruktionen der Bandsysteme sein. Verschiedene komplexe Operationen erfordern im Vorfeld eine systematische Gelenkflächen-Beurteilung, die manchmal nur mittels direktem Blick auf den Knorpel möglich ist.

Ruptur des Discus ulnocarpalis

Der rote Pfeil zeigt auf den sogenannten Discus, eine wichtige Knorpelscheibe, die die Elle bedeckt. Diese Scheibe hat – ähnlich wie der Meniscus am Kniegelenk – eine Pufferfunktion, gewissermaßen wie eine Bandscheibe. Meistens sind es starke Verdrehungen zwischen Speiche und Elle ( z.B. bei einem Sturz ), die zu einem Einriss des Discus führen.

Diese Einrisse sind nicht auf einem Röntgen-Bild, sondern meist bei der Kernspintomographie des Handgelenkes zu erkennen.
Sie führen zu unangenehmen Beschwerden an der Ellenseite des Handgelenkes und lassen sich bei der Arthroskopie des Handgelenkes gut erkennen und behandeln.

Mit dem Tasthaken wird auf dem Bild links der gerissene Discus angehoben, so dass man nun auf die darunter liegende Elle blicken kann. Mit speziellen Instrumenten lässt sich der Discus glätten, bzw. die gerissenen und instabilen Anteile nachkürzen, bis keine Einklemmungen mehr auftreten (sog. Débridement).

Bei bestimmten Rissformen ( vor allem ellenseitigen Rissen / Typ Palmer 1B ) kann auch eine Naht des Discus erfolgen. In diesen Fällen ist anschließend allerdings eine 4-wöchige Oberarmgipsruhigstellung erforderlich. Bei intaktem Knorpel bestehen gute Chancen auf eine Wiederherstellung eines schmerzfreien Handgelenks nach arthroskopischer Behandlung eines Discusrisses.

Ulna-Impaction-Syndrom

Ein chronischer Einriss des Discus kann über einen längeren Zeitraum zu einem Abrieb des Knorpels am gegenüber liegenden Mondbein führen. Im Zusammenhang mit einer zu langen Elle kommt es zu einer Druckerhöhung ellenseitig im Handgelenk. Dann spricht man von einem sogenannten Impaction-Syndrom. Ständiger Überdruck führt zum Knorpel-Abrieb, bereitet Schmerzen und verursacht neben dem Knorpelschaden am Mondbein ( os lunatum ) manchmal sogar Cysten innerhalb des Mondbeins.

Diese Cysten finden sich typischerweise im Mondbein gegenüber dem Ellenkopf und dürfen nicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, z.B. mit der Lunatummalazie, einer Durchblutungsstörung des Mondbeins.

Auf dem linken Bild findet sich ein großer Defekt in der weißlichen Knorpelfläche des Mondbeins.
Der Defekt zeigt den darunter liegenden Knochen.

Beim Impaction-Syndrom wird der Discus arthroskopisch geglättet und der Ellenkopf etwas abgefräst, um hier Entlastung zu schaffen.

Der Pfeil auf dem Schema rechts soll die Abtragungs-Stelle am Ellenkopf zeigen. Hiermit vergrößert sich der Abstand der Elle zur
Handwurzel.

Freie Gelenkkörper

Manchmal finden sich auch freie Gelenkkörper im Handgelenk, die die Biomechanik durch Blockierungen empfindlich stören können.
Diese können mit dem Arthroskop entfernt werden.

Mit dem Tasthaken wird der freie Gelenkkörper von der darüber liegenden, entzündlich veränderten Gelenk-Schleimhaut befreit und anschließend mit einer Fasszange entfernt.

Bandverletzungen

Häufig sind Bandverletzungen der Handwurzel nicht so einfach wie auf diesen Röntgenaufnahmen zu erkennen.
Dann muss die Arthroskopie Klarheit über die Stabilität des Handgelenkes bringen.

Das Röntgenbild zeigt einen weit klaffenden Spalt zwischen Kahnbein und Mondbein. Die Arthroskopie sucht nach Bandresten, versucht das Alter dieser Verletzung zu beurteilen und somit die Möglichkeit einer direkten Bandnaht. Gleichzeitig wird der Knorpel inspiziert, dessen Qualität eine wichtige Bedeutung für die Wahl der Korrektur-Operation hat.
Das rechte Bild bei der Arthroskopie bestätigt den weit klaffenden Spalt zwischen Kahnbein und Mondbein, der normalerweise geschlossen ist

„Welche Vor-Untersuchungen sind für eine Handgelenk-Arthroskopie erforderlich?“

Neben der üblichen OP-Vorbereitung durch den Hausarzt wird im Vorfeld eine normale Röntgen-Untersuchung des Handgelenkes und eine Kernspin-Untersuchung durchgeführt ( zur Verbesserung der Bild-Qualität standardmäßig mit Kontrast-Mittel ).

„Wenn die Bearbeitung des Discus und das Abfräsen des Ellenkopfes beim Impaction keine ausreichende Schmerzfreiheit bringt?“

Dann kann eine Verkürzung der gesamten Elle durchgeführt werden, sog. Ulna-Verkürzungsosteotomie. Hierbei wird ein 2-3 mm langer Keil aus der Elle entnommen und die Elle in verkürzter Position mit einer Platte stabilisiert.

Die Heilungszeit des Knochens und der Weichteile beträgt allerdings in den meisten Fällen mindestens 3 – 4 Monate, gelegentlich auch über 6 Monate, bis Vollbelastung möglich ist.