Der Schnappfinger

auch als sog. Trigger-Finger, Beugesehnenscheidenentzündung, TendoVaginitis Stenosans = TVS

…kann sich an allen Fingern entwickeln.
Ursächlich hierfür ist meist eine Entzündung des Sehnenscheidenkanals im Bereich der Hohlhand oder am Daumen in der Grundgliedbeugefurche.
Die Beugesehnen treten hier in die Sehnenscheide ein und sind hier beim Beugen der Finger starken Belastungen ausgesetzt.
Auch durch Entzündungsvorgänge bei der rheumatoiden Arthritis kann es zu Verengungen am Eintrittspunkt der Beugesehnen kommen, dieser Bereich wird anatomisch als das sogenannte A1-Ringband bezeichnet.

Die folgenden Skizzen sollen eine Vorstellung über die Anatomie in diesem Bereich vermitteln.

Gefäße und Nerven begleiten die Beugesehnenscheide. Die Sehnen treten im Bereich der Hohlhand in die Sehnenscheide ein, durch die Sehnenscheide werden die Sehnen am Knochen entlang geführt.
Verdickungen der Beugesehne oder ihres Gleitgewebes führen zu Einengungen der Sehnenscheiden, bzw. ihres Eintrittpunktes, dem sogenannten Ringbandbereich. Hierdurch kann die Sehne einklemmen und schnappen oder nur Schmerzen bereiten.

Die folgenden Skizzen sollen vor allem in der seitlichen Darstellung die Streckhemmung veranschaulichen, die sich entwickelt, wenn die Beugesehne nicht mehr regelecht in den Sehnen-Scheidenkanal hineingleiten kann.

Die Verdickung der Beugesehne kann hier blockieren und beim weiteren Streckvorgang ein plötzliches Schnappen auslösen.

Symptome/Beschwerden

Diese entzündliche Verengung der Beugesehnenscheide führt zu einer schmerzhaften Störung des Gleitvorgangs der Sehnen, hierbei kann es nicht nur zu beugeseitigen und manchmal auch streckseitigen Schmerzen an den Fingern kommen, sondern auch zu einem spontanen „Hängenbleiben“ des Fingers in einer bestimmten Position. Passiv muss dann mit der anderen Hand der Finger aus dieser Sperre heraus wieder mobilisiert werden.

Links ist nochmals die Störung des Gleitvorgangs der Beugesehnen dargestellt.

Prinzipiell besteht ganz einfach ein Missverhältniss zwischen dem Sehnenquerschnitt und der Öffnung des Sehnenkanals. Beim Strecken des Fingers wird die Beugesehne passiv in die Sehnenscheide hineingezogen, beim Beugen muss sie herausgleiten, um den Finger in Richtung Faustschluss zu ziehen.

Eine Kernspin-Untersuchung ist normalerweise für diese Diagnose nicht erforderlich. Dieser MRT-Querschnitt zeigt allerdings recht anschaulich eine ausgeprägte Flüssigkeitsansammlung in der Beugesehnen-Scheide. Diese ist durch die im MRT weiß zur Darstellung kommende Flüssigkeit deutlich aufgeweitet und balloniert.

Die Flüssigkeit staut sich infolge der Entzündung am Ringband in den Finger zurück und führt hier zu einem schmerzhaften Druckgefühl.

Therapie

Zu Beginn der Erkrankung gibt es folgende nicht-operative Behandlungsformen:
Zunächst sollte man Überbelastungen der betroffenen Finger vermeiden.
Die meisten Patienten können sich allerdings an keine besonderen Überbeanspruchungen erinnern. Häufiger kommt es z.B. nach längerem Laufen mit Krücken zu derartigen Beschwerden oder nach Tätigkeiten mit längerer Fixation der Finger in der Hohlhand, z.B. beim Schaufeln oder bei bestimmten handwerklichen Tätigkeiten.
Um den Flüssigkeitsstau in den Beugesehnenscheiden zu reduzieren, sollte man den gesamten Finger mehrmals täglich ausmassieren (von der Fingerspitze in Richtung Hand/am besten nach Auftragen einer Handcreme),zusätzlich kann der Finger gedehnt werden (d.h. passiv mit der anderen Hand in Richtung Überstreckung gebracht werden). Unterstützend kann ein entzündungshemmendes Medikament für 1-2 Wochen verabreicht werden (aus der Gruppe der sog. NSAR – nicht steroidalen Antirheumatika, z.B. Diclofenac, sofern keine Kontraindikationen vorliegen).

Der nächste Schritt in der Behandlungskette wäre der Versuch mit einer Injektion mit einem Cortisonhaltigen Präparat. Die Spritze erfolgt idealerweise in das sogenannte A1-Ringband ( entspricht dem Beginn der Beugesehnenscheide im Bereich der Hohlhand. Hiermit kann man bei 60-70 % der Patienten eine dauerhafte Beseitigung der Beschwerden erreichen.
Diese Injektion kann im Abstand von 3-4 Wochen 1-2 x wiederholt werden, sofern es nicht sofort zu einer ausreichenden Besserung kommt.

Häufige Fragen der Patienten

„Was gibt es bei einer Spritzenbehandlung zu beachten – Welche Risiken bestehen?“

Diese Injektion ist risikoarm, mit guten Erfolgsaussichten, aber nicht angenehm, führt zu vorübergehender Taubheit des gesamten Fingers und kann an den beiden Folgetagen zunächst zu einer Zunahme der Beschwerden führen. Die Fahrtauglichkeit kann durch Gefühlstörungen an der Hand beeinträchtigt sein. In den folgenden Stunden sollte eine Verschmutzung der Einstichstelle oder ein Kontakt mit Wasser vermieden werden. Wenn Sie Blut verflüssigende Medikament einnehmen (z.B. Marcumar), müssen Sie Ihren Arzt darauf hinweisen und ihm vor der Injektion die letzten Gerinnungswerte vorlegen. Auch bei Verwendung einer dünnen Nadel und ausreichend langer Kompression nach Injektion kann es in bestimmten Fällen zu einer unangenehmen Nachblutung kommen.

Bei Diabetikern kann die Verwendung von Cortison zu einem Anstieg der Zuckerwerte führen, auch ein Glaukom (grüner Star) kann sich hierbei verschlechtern. Eine Injektion in die Beugesehnen oder die begleitenden Fingernerven sollte vermieden werden. Sehr selten sind operativ behandlungsbedürftige Entzündungen der Hand nach einer Spritzenbehandlung.

„Wann sollte operiert werden?“

  • Wenn der Schnappfinger bereits mehrere Monate besteht, haben die o.g. konservativen Methoden geringe Erfolgsaussichten.
  • Wenn konservativ erfolglos behandelt wurde, stellt die Operation eine gute Option dar.
  • Wenn der Schnappfinger bereits mehrere Monate besteht, haben die o.g. konservativen Methoden geringe Erfolgsaussichten.
  • Wenn konservativ erfolglos behandelt wurde, stellt die Operation eine gute Option dar.

Was passiert bei der Operation?

In Betäubung des Armes ( Plexusanästhesie ) kann ambulant über einen ca. 1 cm langen Hautschnitt in der Hohlhand über dem betroffenen Fingerstrahl das verengte A1-Ringband dargestellt werden.
Es wird über eine Strecke von ca. 1 – 2 cm in Fingerrichtung gespalten und somit die Beugesehnenscheide geweitet.

Zusätzliche Verklebungen und entzündliche Veränderungen des Sehnengleitgewebes werden über diesen Hautschnitt entfernt. In Einzelfällen muss die Schnittführung bis in den Finger hinein erweitert werden, wenn die Entzündungen – häufiger beim Rheumatiker – auch den Finger selbst befallen haben.

Eine derartige Schnitterweiterung wird jedoch vor der Operation besprochen. Nach der Hautnaht wird ein Verband angelegt, eine Drainage ist nicht erforderlich.

„Wie sieht die Nachbehandlung aus?“

Die Wundkontrollen müssen nicht zwingend vom Operateur durchgeführt werden, sondern können auch beim Hausarzt erfolgen. Bereits nach Abklingen der Betäubung kann mit aktiven Bewegungsübungen des operierten Fingers begonnen werden.
Hierbei ist das Ziel einerseits die volle Streckung und andererseits die Beugung des Fingers zum Faustschluss. Zappeln und Wackeln der Finger mit geringer Amplitude ist hierbei wenig hilfreich. Idealerweise sollten beim Üben keine Schmerzen auftreten oder anders ausgedrückt: Die Schmerzgrenze sollte nicht überschritten werden. Dafür sollte umso öfter bewegt werden, z.B. alle 10 Minuten 10 mal in Richtung Streckung und Beugung. Die Fäden werden nicht vor dem 12. Tag nach der Operation entfernt, da hier ein starker Zug auf die Narbe besteht. Nach Ablauf von 3 Wochen kann die Narbe mit einer fetthaltigen Creme, z.B. Ringelblumensalbe einmassiert werden, damit die Hand wieder geschmeidig wird.

„Wo liegen die Risiken einer Operation?“

Prinzipiell handelt es sich hierbei um eine kleine und risikoarme Operation. Der erfahrene Operateur kann die wichtigen anatomischen Strukturen gut unterscheiden, so dass das Risiko einer Verletzung von Gefäßen oder Nerven klein ist. Trotzdem kommt es gelegentlich vor, dass die Beugesehnen längere Zeit brauchen, um ihr ursprüngliches Gleitverhalten wieder zu erreichen ( länger als die üblicherweise in Aussicht gestellten 2-3 Wochen ), so dass evtl. eine handtherapeutische Beübung erforderlich ist. In Einzelfällen entwickelt sich eine erneute und handtherapeutisch nicht zu lösende Verklebung der Beugesehne mit der Sehnenscheide, so dass eine Revisionsoperation mit erneuter Sehnenlösung erforderlich ist. Das individuelle Risiko der Operation auch hinsichtlich der allgemeinen chirurgischen Komplikationsmöglichkeiten ist nur durch eine gezielte ärztliche Untersuchung abzuschätzen.

„Können alle Finger gleichzeitig betroffen sein?“

In diesen Fällen sollte einer medikamentösen, entzündungshemmenden Behandlung der Vorzug gegeben und auch nach einer rheumatoiden Grunderkrankung gesucht werden. Eine Operation an mehreren Sehnenscheiden birgt immer ein erhöhtes Risiko eines chronisch-regionalen-Schmerzsyndroms (CRPS/M. Sudeck), vor allem wenn gleichzeitig noch weitere Operationen an der Hand durchgeführt werden.
Evtl. muss in diesen Fällen in 2 Schritten operiert werden, wenn die konservativen Therapieformen ausgeschöpft sind.