Mikrochirurgie

Für die Durchführung von mikrochirurgischen Eingriffen steht uns ein hochwertiges Zeiss-Mikroskop zur Verfügung.

Verschiedene Verletzungsmuster können zu einer Durchtrennung von Nerven und Gefäßen an der Hand führen. Die Naht dieser Strukturen erfordert eine bis zu 40-fache optische Vergrößerung. Technisch ist eine Nervennaht bis zum Endgelenk der Finger möglich, hierdurch kann die Wiederherstellung der Sensibilität, d.h. des Gefühls am Finger ermöglicht werden. Diese Regeneration erfolgt allerdings über einen sehr langen Zeitraum, von zum Teil über einem Jahr. Mit entsprechender Erfahrung können Nerven bis zu 6 Wochen nach einer frischen Verletzung noch operativ versorgt werden.

Sekundär sind manchmal Nerven-Transplantationen erforderlich. Diese Eingriffe bieten wir unter kurzstationären Bedingungen in der Sana-Klinik an.

Jeder Finger wird mit 2 Gefäß-Nervenbündel versorgt. Sie sind zuständig für Durchblutung und Sensibilität. Im Falle von Verletzungen kann man sowohl Gefäß als auch Nerv unter dem Mikroskop nähen. Dies ist fast am gesamten Finger möglich, in der Regelohne Probleme bis zum Übergang zwischen Mittelglied und Endglied (s. Pfeil). An der Fingerbeere ist dies meist nicht mehr möglich, da sich die Nerven hier stark aufzweigen und sehr dünn werden.

Links ein Foto von einer Nervendurchtrennung nach Schnittverletzung am Zeigefinger. Sogar mit blosem Auge kann man den Nerv erkennen. Rechts die schematische Erklärung. Eine dünne Kunststofffolie lässt bei der Naht den dünnen Faden leichter erkennen und gleiten.
Rechts die Situation nach passgerechter, spannungsfreier Naht unter dem Mikroskop. Ohne mikrochirurgische Naht kommt es normalerweise nicht mehr zu einer Wiedererlangung des Gefühls am Finger. Häufig entwickelt sich dann im Zuge der Nervenaussprossung ein überempfindlicher, bei Berührung elektrisierender Nervenknoten unter der Haut, der Neurom genannt wird. Dieses Neurom ist für den Patienten häufig sehr unangenehm. Eine operative Behandlung ist dann nicht immer Erfolg versprechend.

Wie sind die Erfolgsaussichten nach einer Nervennaht?
Kommt das Gefühl am Finger zurück?

Dies ist von verschiedenen Faktoren abhängig, von der Art der Verletzung, dem Zeitpunkt der Versorgung, dem Alter des Patienten und von der technischen Qualität der Nervennaht.

Bei ca. 50% der genähten Nerven kann man eine sehr gute Wiederherstellung der Sensibilität erwarten, bei den anderen muss man mit Einbußen rechnen, mit vermindertem Gefühl oder nur einem Erreichen der sogenannten „Schutzsensibilität“, d.h. dass man nur Heiß-Kalt unterscheiden kann, was aber auch extrem wichtig ist. Nur bei wenigen Patienten führt die Nervennaht nicht zu einer Veränderung der Sensibilität, was evtl. Wiederholungseingriffe bis hin zur Nerventransplantation (bspw. aus anderen Körperregionen) zur Folge hätte.