SL-Bandruptur (Riss des Handgelenk-Bandes zwischen Kahnbein und Mondbein / Ruptur des SkaphoLunären Bandes / SL-Dissoziation)

Das Handgelenk ist eine Funktionseinheit aus Speiche, Elle und den 8 Handwurzelknochen. Die Handwurzelknochen sind untereinander von wichtigen Bändern zusammengehalten. Der Speiche schließen sich direkt das Kahnbein (Skaphoid) und das Mondbein (Lunatum) an, sie sind für eine reibungslose Beweglichkeit des Handgelenks sehr wichtig. Sie werden stabilisiert durch ein kräftiges Band, das sogenannte SL-Band. S steht hierbei für den Fachausdruck Skaphoid (für Kahnbein) und L steht für Lunatum (für Mondbein).

Bandriss (Bandruptur)

Durch einen Sturz oder eine gewaltsame Verdrehung des Handgelenkes kann das SL-Band reißen.

Diagnose

Der SL-Bandriss lässt sich anders als ein Knochenbruck auf einem Röntgenbild nicht so leicht feststellen. Häufig sind noch zusätzliche Röntgen-Spezialaufnahmen, sogenannte Belastungsaufnahmen, eine Kernspin-Untersuchung ( MRT ) oder eine Arthroskopie des Handgelenkes erforderlich.

Zu einem Auseinanderweichen von Kahnbein und Mondbein kommte es häufig nicht sofort nach der Verletzung, sondern erst im Laufe von Wochen oder Monaten. Wenn zusätzlich zu dem SL-Band auch noch weitere Haltebänder der Handwurzel gerissen sind, und das SL-Band komplett gerissen ist, kann man bereits auf den normalen Röntgenaufnahmen einen weiten Abstand zwischen Kahnbein und Mondbein feststellen.
Der normale Abstand beträgt – ebenso wie auch zwischen den anderen Handwurzelknochen und zwischen der Speiche und der Handwurzel – 2 bis 3 Millimeter. Ein gerissenes SL-Band bedeutet für das Handgelenk einen empfindlichen Stabilitätsverlust. Es kann dadurch zu belastungsabhängigen Schmerzen, zu einem Kraftverlust und zu einem unangenehmen Gelenkschnappen kommen. Langfristig muss mit einem vermehrten Knorpelabrieb und damit mit einer vorzeitigen Arthrose gerechnet werden.
Wenn die beiden Handwurzelknochen bei Belastung auseinanderweichen und auch gegeneinander verkippen, kann das gerissene SL-Band natürlich ohne Behandlung nicht mehr stabil heilen. Eine Selbst-Heilung des SL-Bandes ist lediglich bei Teil-Einrissen möglich. Eine entsprechende Ruhigstellung über mehrere Wochen ist dann hilfrich.

Bei Komplett-Riss sollte eine Operation durchgeführt werden.

Operation

Bei der Operation wird die Handwurzel streckseitig eröffnet. Meist wird zu Beginn der Operation eine Handgelenk-Spiegelung durchgeführt, um die Bandruptur zu bestätigen und um evlt. nach Begleitverletzung zu suchen, wie z.B. ein Discusriss, der hierbei arthroskopisch mitbehandelt werden kann. Dann werden Kahnbein und Mondbein wieder zusammengefügt. Dies geschieht mit 2 schräg eingebrachten Drähten (1,4 mm dick), das meist direkt am Kahnbein abgerissene Band wird genäht, indem hier 1 bis 2 Knochenanker eingedreht werden. Diese Knochenanker sind mit Fäden ausgestattet, mit denen das noch am Mondbein hängende Band durchflochten und genäht wird. Diese Nähte werden meist vor dem endgültigen Zusammen-Drahten vorgelegt (s. kleine Abb. links unten)


Eine anatomisch korrekte Bandheilung ist in den ersten 6 Wochen nach der Verletzung möglich, bedingt noch bis zur 12. Woche. Die Arthroskopie des Handgelenkes liefert häufig erst die exakte Diagnose.

Mit dem Tasthaken wird bei der Arthroskopie des Handgelenkes die Stabilität zwischen den Handwurzelknochen überprüft. Eindeutig ist die SL-Bandinstabilität, wenn der Spalt zwischen Kahnbein und Mondbein mit der Optik vollständig durchquert werden kann.

Häufig zeigen sich hierbei auch bereits ältere Gelenkschädigungen im Bereich des Gelenkknorpels, so dass wiederherstellende Maßnahmen nicht mehr in Frage kommen.

Nachbehandlung

2 Wochen Gipsschiene, dann Entfernung der Hautfäden, dann Anpassung eines geschlossenen Unterarmgipses ( Finger bleiben immer frei beweglich ). 8 Wochen nach der Operation Gipsabnahme und Entfernung der Drähte in Armbetäubung, anschließend Ergotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit im Handgelenk. Gesamtbehandlungszeitraum ca 3 Monate.

Wenn diese Verletzung übersehen wird und bereits mehr als 3 – 6 Monaten vergangen sind?

Dann muss die Durchführung einer Bandplastik überlegt werden. Es gibt hierbei eine Fülle von verschiedenen Stabilisierungs-Techniken, die nur bedingt die ursprüngliche Biomechanik einer gesunden Handwurzel herstellen können. Die von uns derzeit favorisierte Methode funktioniert folgendermaßen: Es werden Kahnbein und Mondbein mit einem Streifen aus der Handgelenk-Strecksehne durchflochten und die Handwurzel mit den o.g. Drähten stabilisiert. Dieser Sehnen-Durchzug als Bandersatz geschieht über mehrere Bohrkanäle.

Wenn bereits Jahre seit der Verletzung vergangen sind, der Patient sich häufig nicht an einen Unfall erinnern kann und bereits Schäden am Knorpel entstanden sind?

Dann sollte eine mediocarpale Teilversteifung der Handwurzel durchgeführt werden.

Durch den fehlenden Bandhalt des Kahnbeins entwickelt sich eine Instabilität, die zu einem vermehrten Abrieb zwischen Kahnbein und Speiche führt, in einer späteren Phase auch zwischen den beiden Handwurzel-Reihen (wie in diesem Fall).

Das Endstadium der SL-Bandverletzung ist das sogenannte SLAC-WRIST.

SLAC steht hierbei für SCAPHO LUNATE ADVANCED COLLAPSE, d.h. für den fortgeschrittenen Zerfall des Handgelenkes (Wrist) infolge der Scapho Lunären Instabilität zwischen Kahnbein und Mondbein.

Die Teilversteifung der Handwurzel ist unter Arthrose Handgelenk ausführlich erklärt, in dieser Phase der Erkrankung eine gute Option mit guten Aussichten auf Schmerzfreiheit.

Welche weiteren diagnostischen Möglichkeiten gibt es?

Bei der klinischen Untersuchung wird die Stabilität der Handwurzel untersucht. Hierbei gibt es den sogenannten Watson-Test, bei dem Druck auf das Kahnbein ausgeübt wird. In wechselnden Seitpositionen drückt der Untersucher das Kahnbein aus seiner Gelenkpfanne auf der Speiche.

Wenn dies mit Schmerzen und einem Schnappen verbunden ist, ist dies ein Hinweis auf eine SL-Bandinstabilität. Wichtig hier ist allerdings auch der Seitenvergleich, denn es gibt auch angeborene Formen der Bandlockerheit.

Neben der herkömmlichen Röntgenaufnahme gibt es auch die sogenannte Belastungsaufnahme, bei der der Patient aufgefordert einen Ball zu drücken oder eine kraftvolle Faust während der Röntgenaufnahme zu machen.

Hierbei kann es zu einem Auseinandertreten von Kahnbein und Mondbein kommen. Man spricht dann von einer sog. dynamischen Instabilität. Andererseits kann es in der Phase der Arthrose (wenn vielleicht auch unbemerkt die Instabilität schon sehr lange besteht ) bei der Belastungsaufnahme zu einer umschriebenen Gelenkspalt-Verschmälerung kommen. Dies hat natürlich große Bedeutung für die weitere Therapie und Prognose.