Tumor – Geschwulst – Neubildung

Der Begriff Tumor stammt aus dem Lateinischen und steht für Wucherung, Geschwulst, Schwellung.
Obwohl per definitionem zunächst völlig wertneutral, ist der Begriff Tumor emotional negativ besetzt.

Entwarnung

Die allermeisten Neubildungen (Neoplasien) an der Hand sind erfreulicherweise gutartig. Sehr viele Patienten stellen sich mit neu aufgetretenen Schwellungen oder schmerzhaften Neubildungen bei uns vor.

Der häufigste Knochentumor ist das Enchondrom

Hierbei handelt es sich um gutartige Wucherungen von Knorpelzellen innerhalb des Knochens, festgestellt als Zufallsbefund oder im Rahmen eines Knochenbruchs. Meist in den Grundgliedern der Finger lokalisiert. Auslöser wohl embryonal versprengte Knorpelzellen aus den benachbarten Gelenken. Das Erscheinungsbild im Röntgen ist relativ typisch, so dass die Diagnose meist bereits vor der Operation gestellt werden kann. (Abbildung links)

In der Basis des Mittelgliedknochens findet sich ein etwas wolkig wirkender Defekt der Knochenstruktur. Ein Enchondrom hat hier zu einem Abbau des normalen Knochens geführt. Stattdessen haben sich hier im Inneren des Knochens knorpelige Zellen vermehrt. Dieses neue Gewebe ist relativ weich und reicht bis zur Wand des eigentlichen, dadurch geschwächten Knochens heran. Somit ist es zu einer Destabilisierung des knöchernen Gerüsts des Fingerknochens gekommen.

Therapie

Das Enchondrom wird entfernt, dem Pathologen zur Untersuchung geschickt und der Defekt mit körpereigenem Knochengewebe aufgefüllt. Bei kleineren Defekten kann man Knochen aus der Speiche entnehmen, bei sehr großen Defekten bietet sich der Beckenkamm an der Hüfte als Knochenspender an. In Einzelfällen genügt es die Enchondrom-Höhle zu eröffnen und den Inhalt komplett zu entfernen.

Wenn die Stabilität des Knochens nicht gefährdet ist und die benachbarte Gelenkfläche noch einen stabilen Eindruck macht, muss der Defekt nicht zwingend mit Knochenmaterial aufgefüllt werden.

Gelegentlich bricht der Knochen infolge des Enchondroms, dann muss man zwischen einer sofortigen Operation und einer Enchondrom-Entfernung nach Ausheilung des Knochenbruches entscheiden.
Letztere Variante ist für den Operateur etwas einfacher und planbarer.

Nach der Operation sollte der operierte Finger rasch wieder bewegt werden, um eine Einsteifung zu vermeiden.
Eine Ruhigstellung sollte nur vorübergehend erfolgen, auch auf die Gefahr hin, dass der Knochen nicht komplett einheilt. Die Abbildung rechts zeigt die Situation nach Auffüllung mit Knochengewebe.

Die folgenden Bilder zeigen den Finger nach Abheilung der Narben bei guter Beweglichkeit.

Ganglion

Die häufgsten Weichteil-Tumore sind Überbeine („Ganglion“). Sie sind kugelig und haben einen Verbindungsstil zum Gelenk oder zur Beugesehnenscheide, wenn sie an den Fingern typischerweise beugeseitig aus der Sehnenscheide hervortreten.

Hier rechts sehen Sie ein sogenanntes A2-Ringband-Ganglion, es entstammt der Beugesehnenscheide, die aus mehreren Ringbändern sich zusammensetzt. Das Ganglion wird mit seinem Verbindungsstil und einem umgebenden kleinen Fenster aus der Sehnenscheide entfernt. Damit ist das Risiko des Wiederauftretens (Rezidiv) minimal. Wichtig ist auch hier eine sofortige Wiederaufnahme der Bewegung des Fingers.

In der Abbildung links sehen Sie, wie die kleine flüssigkeitsgefüllte Blase aus der Sehnenscheide entspringt. Es ist nicht bekannt, wie bzw. warum ein derartiges Überbein der Sehnenscheide entspringt.

Jedenfalls kann es Beschwerden beim Zugreifen machen und wird – sofern es sich nicht von alleine zurückbildet – entfernt.

Die Abbildung unten zeigt die beschriebene Entfernung mitsamt dem kleinen Fenster aus der Beugesehnenscheide und dem Verbindungsstil. Dieser wirkt wie ein Ventil und verhindert das Zurückfließen des geleeartigen Inhalts in die Beugesehnenscheide.

Glomus-Tumor

Ein seltener Tumor, der gerne an den Endgliedern unter dem Fingernagel auftritt und dort zu Nagelwachstumsstörungen und starken Schmerzen führen kann. Es handelt sich hierbei um einen kugeligen, lila farbenen, meist weniger als 5 mm großen Tumor, der feingeweblich Anteile von Gefäßen und Nerven hat. Er stammt aus dem Glomus-Körper, hier finden sich Kurzschlussverbindungen an Gefäßen, die für die Temperaturregulation zuständig sind und vom sympathischen Nervensystem beeinflusst sind. Typisch ist eine hohe Kälteempfindlichkeit der betroffenen Finger!

Der Pfeil weist auf den unter dem Fingernagel gelegenen Tumor hin. Nicht immer ist er so gut erkennbar wie in diesem Fall. Er darf allerdings nicht mit einem bösartigen Melanom verwechselt werden. Hilfreich ist hier eine MRT-Untersuchung, bei der der Glumustumor sehr gut erkennbar ist.

Da es sich um einen relativ seltenen und wenig bekannten Tumor handelt, dauert es in vielen Fällen relativ lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird, im Durchschnitt ca 6 Monate. Die Abbildung rechts zeigt die außergewöhnliche Lage des Glumustumors unter dem Fingernagel und dem Nagelbett, meist direkt dem Endgliedknochen aufliegend.

Therapie

Der Fingernagel wird gefenstert, teilweise oder komplett entfernt. Dann das darunter liegende Nagelbett längs gespalten, um den zwischen Nagelbett und Endgliedknochen liegenden Tumor zu entfernen. Da er eine kugelige Form hat, lässt er sich mit Verwendung einer Lupenbrille relativ leicht entfernen. Wichtig ist natürlich die komplette Entfernung, um ein Wiederauftreten zu vermeiden. Als Schutz für das Nagelbett wird der Fingernagel für mehrere Wochen wieder aufgenäht, bis der neue Fingernagel den alten ersetzt.